SDC Historie
Die Entwicklung der IEEE 11073 SDC Standardfamilie ist eng verknüpft mit öffentlich geförderten Forschungsprojekten, die etwa aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) oder des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert wurden und werden. Erste Forschungsaktivitäten im Bereich der herstellerunabhängigen Medizingerätevernetzung wurden bereits vor über 15 Jahren unternommen. Die Projekte FUSION, OrthoMIT, Surgical PACS (S-PACS), TeKoMed, smartOR und DOOP waren durch eher regional geprägte Verbünde gekennzeichnet. Hier wurden die technischen Grundlagen für eine Medizingerätevernetzung auf der Basis einer service-orientierten Architektur (SOA) gelegt und erste Machbarkeitsnachweise erbracht.
Im OR.NET-Projekt fanden alle Vorprojekte zusammen. OR.NET vereinte die entscheidenden Stakeholder aus Industrie, Wissenschaft, Klinikern, Betreibern, Standardisierungs- und Regulierungsorganisationen. Die technische Realisierung wurde verfeinert und der Standardisierung als Teil der etablierten ISO/IEEE 11073 Normenfamilie zugeführt. Aus der Arbeitsbezeichnung Open Surgical Communication Protocol (OSCP) wurde die IEEE 11073 SDC Standardfamilie, bestehend aus IEEE 11073-20702, -10207 und -20701. Die Abstimmungsprozesse der Teilstandards wurden Ende 2016, 2017 bzw. 2018 abgeschlossen, sodass die Standards jeweils am Anfang des Folgejahres veröffentlicht wurden. Die ersten beiden Standards IEEE 11073-20702 und -10207 sind bereits von der ISO anerkannt; die Anerkennung von IEEE 11073-20701 wird in Kürze folgen. Darüber hinaus wurden im OR.NET Projekt technische und klinische Evaluationen durchgeführt, Zulassungsstrategien entwickelt und Betreibermodelle entworfen.
Um die Arbeiten des OR.NET Projekts weiterzuführen, das Konsortium zusammenzuhalten und zu vergrößern wurde 2016 der OR.NET e.V. gegründet. Auch durch die Unterstützung des OR.NET-Vereins wurden die aktuell laufenden Forschungs- und Standardisierungsprojekte ZiMT, MoVE, PoCSPec und PriMed initiiert.
Auf der Medica 2018 in Düsseldorf stellten Hersteller die ersten OR.NET-fähigen Medizinprodukte vor. Mit den ersten zugelassenen IEEE 11073 SDC-kompatiblen Geräte wird im Laufe des Jahres 2019 bzw. 2020 gerechnet.
Die Forschungsprojekte ZiMT und MoVE beschäftigen sich aktuell mit Themenstellungen im Bereich der Zulassungsfähigkeit, Testung und Zertifizierung von IEEE 11073 SDC-kompatiblen Medizingeräten. So wird beispielsweise in MoVE eine modulare Testplattform entwickelt, die sowohl entwicklungsbegleitend von den Herstellern als auch zur Zertifizierung durch entsprechende Stellen genutzt werden kann. Im Forschungsprojekt PriMed werden innovative Lösungen auf der Basis der herstellerübergreifenden IEEE 11073 SDC-basierten Medizingerätevernetzung entwickelt.
Die Standardisierung wird im PoCSpec-Projekt vorangetrieben. Aufbauend auf sogenannten Key Purposes werden Gerätespezialisierungen (Device Specialisations, kurz DevSpecs) entwickelt. Key Purposes stellen anwendungsfallunabhängige Schlüsselrollen dar, die ein IEEE 11073 SDC-Vernetzungspartner einnehmen kann, z. B. Anbieter/Konsument von Informationen, Anbieter/Konsument von Alarmen, Anbieter/Nutzer von Fernsteuerungsfunktionalitäten. Device Specialisations beschreiben die Modellierung und das Verhalten der Netzwerkrepräsentation für konkrete Geräteklassen. Zunächst stehen hier endoskopische Geräte (Kamera, Lichtquelle, Pumpe, Insufflator) und HF-Chirurgiegeräte im Fokus.